US-Rückzug aus Sahara und Sahel?

Am 24.12.2019 meldet die NYT, dass der US-Verteidigungsminister Esper über einen weitgehenden oder gar totalen Rückzug der US-Truppen aus Westafrika nachdenke. Ein solcher Rückzug würde, so halten Militärs dagegen, den strategischen Interessen Russlands und Chinas die Tore öffnen. Vor allem aber würde ein solcher Rückzug die EU-Truppen unter Führung Frankreichs auf sich selbst gestellt zurücklassen.

Sahel, 1.000 Interviews von Aufständischen: Nichtreligiöse Motive wichtig

Die Sozialwissenschaftlerin Lori-Anne Théroux-Bénoni hat mit ihrem Team im Auftrag des südafrikanischen Forschungsinstitut zu Sicherheitsfragen (ISS) seit 2017 über 1.000 Personen interviewt, die sich in Gruppen engagiert haben, die als terroristisch klassifiziert werden. Am 1.12.2019 hat sie ihren Forschungsbericht in Ouagadougou vorgestellt. Le Monde hat sie zu den Ergebnissen befragt und zitiert ihre Antworten.

Agadez: Vom Drehkreuz zur Sackgasse

Lange Zeit galt Agadez als eines der letzten Nadelöhre für subsaharische Migrant*innen Richtung Nordafrika und Europa. Die Einwohner*innen der Stadt, auch viele Zugezogene, lebten über Jahrhunderte hinweg von Dienstleistungen für Menschen auf der Durchreise: Händler*innen, Tourist*innen und zuletzt eben Migrant*innen. Doch die Funktion eines Drehkreuzes hat die Stadt weitgehend eingebüßt.

Beispiel Nigeria: Wohin fließen die Milliarden, die Europa ausgibt, um die Migration zu stoppen

Drei Journalist*innen gehen der einfachen Frage nach, wie viel Geld Europa in Nigeria investiert, um die Migration aufzuhalten. Ein klare Antwort darauf erweist sich als unmöglich. Die europäischen Finanzströme für die Migration sind so verwirrend wie ein Teller Spaghetti, schreiben sie. Das ist problematisch, aber auch typisch für die europäische Migrationspolitik in Afrika.

Niger: 500 Personen stürmen Militärbasis Inate, mind. 71 tote Soldaten

Am späten Dienstagnachmittag haben laut Internetportal „Maliactu“ 500 Personen die strategisch gelegene Militärbasis Inates im Niger angegriffen. Sie stürmten auf Motorrädern und in Fahrzeugkolonnen aus drei Richtungen heran. Im Laufe von drei Stunden brachten sie 71 nigrische Soldaten um, 30 weitere Soldaten sind vermisst, 12 wurden später verletzt aufgefunden. Die Angreifer erbeuteten zahlreiche Waffen und zerstörten vollständig die Militärbasis. Sechs Stunden später erreichte die Meldung vom Angriff die nächstgelegene 80 km entfernte Militärstation. Es handelt sich um den größten Angriff auf das nigrische Militär seit der Unabhängigkeit des Landes.