Im bosnischen Una-Sana-Kanton sind Tausende Geflüchtete gestrandet – wenige Kilometer von der EU entfernt. Freiwillige versuchen, ihnen zu helfen. Verhandlungen mit der Polizei gehören dabei noch zu den kleineren Schwierigkeiten.

Vergangenes Jahr verzeichnete die Internationale Organisation für Migration (IOM) knapp 30 000 Geflüchtete, die Bosnien-Herzegowina erreichten. Im März 2020 schätzt das bosnische Sicherheitsministerium die Zahl der Geflüchteten im Land auf 8000 – es scheint also, als sei es den meisten gelungen, das Land zu verlassen. Die einzigen Flüchtlingslager in Bosnien betreibt die IOM, insgesamt sechs Camps, in denen knapp 5000 Menschen untergebracht werden können. Da die Camps voll sind, leben viele Geflüchtete auf der Straße.

Versorgt werden sie durch solidarische Freiwillige wie Sanela Klepic. Inoffizielle Camps in Zelten oder verlassenen Gebäuden finden sich überall in den bosniakischen Kantonen der Föderation entlang der Wege zur Grenze. […] Im Grenzkanton ist Geflüchteten die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel verboten. Deshalb hält die Polizei hier alle Busse auf und zwingt die Reisenden dazu, auszusteigen. […] Ohne öffentliche Verkehrsmittel gibt es für Geflüchtete nur zwei Wege an die Grenze. Entweder nehmen sie ein Taxi, was häufig mehr als hundert Euro kostet, oder sie gehen zu Fuß ins gut hundert Kilometer entfernte Bihac. (…)

Und was ist mit der IOM? Peter Van der Auwaert ist IOM-Repräsentant in Bosnien und begründet die Untätigkeit seiner Organisation so: „Wenn ich im Namen der IOM handle, muss ich einen Mindeststandard garantieren können, den ich in Vucjak nicht garantieren konnte.“

Frankfurter Rundschau | 08.06.2020

„Die innere Außengrenze“