Die Parallelität ist erschreckend. Während die ägyptischen Sicherheitskräfte, die den jungen Italiener Giulio Regeni vor vier Jahren zu Tode gefoltert haben, bis heute straffrei davongekommen sind, wird bekannt, dass Patrick Zaki, ein Ägypter, der seit vergangenem August an der Universität von Bologna studiert, bei einem Besuch in seinem Heimatland am 7. Februar am Flughafen von Kairo festgenommen und in den folgenden Stunden von denselben Sicherheitskräften mit Elektroschocks gefoltert wurde. „Diesmal müssen sich Italien und Europa stärker bemerkbar machen, diesmal muss es besser ausgehen“, heißt es in einem Artikel von Catherine Cornet in der italienischen Wochenzeitung Internazionale.

Giuglio Regeni war im Februar 2016 zunächst spurlos verschwunden und eine gute Woche später verstümmelt und von Folter gekennzeichnet am Rand einer Überlandstraße in Ägypten gefunden worden. Obwohl es „unwiderlegbare Beweise“ für die Verantwortung des Al-Sisi-Regimes gab, hatte die italienische Regierung die diplomatischen Beziehungen im August 2017 wieder aufgenommen, ohne darauf zu bestehen, dass die Verantwortlichen für Folter und Mord zur Rechenschaft gezogen werden. Die Flüchtlingsabwehr hatte auch damals schon Priorität.
Regeni hatte sich in Kairo aufgehalten, um für seine Doktorarbeit über die ägyptische Gewerkschaftsbewegung zu recherchieren. Regeni gehörte auch der NGO Egyptian Initiative for Personal Rights (EIPR) an, die sich für den Schutz und die Stärkung der individuellen Grundrechte und -freiheiten einsetzt.
Für die EIPR hat Patrick Zaki ebenfalls gearbeitet. Er hat auch Artikel veröffentlicht, in denen er das Al-Sisi-Regime kritisiert und die Kandidatur des oppositionellen Anwalts Chalid Ali zur ägyptischen Präsidentenwahl unterstützt hat, ehe dieser seine Kandidatur zurückgezogen hat. Unter Freunden war er bekannt wegen seines Engagements für Menschenrechte und LGTB.
Deshalb – und um zu verhindern, was mit Giuglio Regeni passiert ist – unterstützen wir als FFM e.V. die Forderung nach der sofortigen Freilassung von Patrick Zaki.
„Europa bewegt sich für Patrick Zaki“, schreibt Il Messagero und nennt Beispiele: in Bologna, Mailand, Granada, Berlin und vielen anderen Orten gibt es inzwischen Initiativen, die das Gedenken an Giuglio Regeni hochhalten und sich für die Freilassung von Patrick Zaki engagieren. Die Eltern von Giuglio schweigen nicht länger und bitten um Schutz für Patrick. Amnesty International protestiert gegen seine willkürliche Verhaftung und Folter und verlangt die sofortige Freilassung. In Straßburg erinnert der Präsident des Europaparlaments David Sassoli „die ägyptischen Behörden daran, dass die EU ihre Beziehungen zu Drittländern an die Achtung der Menschen- und Bürgerrechte knüpft“. Und Roberto Saviani fordert von der italienischen Regierung, dass sie Patrick sofort die italienische Staatsbürgerschaft verleiht, um ihn vor der Willkür der ägyptischen Regierung zu schützen. Ein Freund von Patrick, der aus eigener Erfahrung weiß, was Haft und Folter in Ägypten bedeuten, hat unter dem Titel ‚Mail bombing per Patrick Libero!‚ eine Petition ins Netz gestellt, die möglichst viele unterschreiben sollten.
- Internazionale | 13.02.2020
- Patrick libero, YouTube | 10.02.2020
- La Repubblica | 18.02.2020
- El Diario | 26.02.1010