Die Gruppe Caminandofronteras hat im Juni dieses Jahres eine Broschüre „Vida en la Necrofrontera“ veröffentlicht. Vielleicht hilft uns diese Broschüre, einen neuen Begriff zu finden für das, was sich vor unseren Augen abspielt. Das Ertrinkenlassen haben wir als „Europäische Lösung“ bezeichnet – aber dieser Begriff ist zu schwach. Necrofrontera, formuliert aus marokkanischer Sicht, ist sicherlich ein Hinweis. Achille Mbembe hat einen ähnlichen Begriff geprägt (Necropolitics, 2003). Jason De León hat diesen Begriff in seinem Buch über die Konsequenzen der US-Immigrationspolitik (The Land of Open Graves, 2015) wieder aufgenommen.

Todesgrenze? Vielleicht gelingt es uns, eine Verbindung zu den Toten an der deutsch-deutschen Grenze zwischen 1961 und 1989 herzustellen? An dieser Grenze starben 245 Menschen – so viele wie im Mittelmeer manchmal an einem einzigen Tag. Im „Mauerpark“ in Berlin wird dieser Toten auf vielfache Weise gedacht. Gibt es für die Toten an den EU Außengrenzen in Berlin ein einziges kleines Denkmal?

Und kann der Begriff Todesgrenze noch gesteigert werden, um dem gerecht zu werden, was an den EU-Außengrenzen geschieht?

Zur Broschüre (auf Spanisch)

Grenzen als Todeszonen: Necrofronteras