Der Sudan braucht nach dem Sturz des Diktators Unterstützung. Aber die Sudanes*innen sind der an Bedingungen geknüpften Hilfe überdrüssig. Kommentar von Sara Abbas und Mihera Abdel Kafi, SudanUprising. Aus: TAZ 25.06.20

Diesen Donnerstag ist Berlin Austragungsort der Gruppe „Friends of Sudan“ für eine Geberkonferenz. Die „Freunde“ sind ein Zusammenschluss von Regierungen, darunter auch Deutschland, welche sich nach der gewaltlosen Revolution im vergangenen Jahr selbst als „Partner“ der sudanesischen Übergangsregierung profilieren wollen. Finanzielle Unterstützung von außerhalb ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des Übergangs.
Wir bezweifeln jedoch die Art der Hilfe, welche diese Konferenz vorsieht, sowie deren dahinterstehenden Akteure. 
Zu den Freunden des Sudan zählen auch Länder wie Saudi-Arabien, Ägypten und die Vereinigten Emirate, welche unermüdlich daran gearbeitet haben, die Revolution zu untergraben.
Auch Deutschland ist nicht unschuldig. Während der Revolution verhielt sich die Bundesregierung ambivalent. Erst als das Al-Bashir-Regime im April 2019 zusammenbrach, wechselte sie die Gangart. Dies liegt daran, dass sie auf eine wesentliche Weise in das Al-Bashir-Regime eingebunden war: Dieses diente als wichtiger Verbündeter der Politik der Einwanderungskontrolle und der „Externalisierung der Grenzen“. Diese Zusammenarbeit fand im Rahmen des „Khartum-Prozesses“ statt, dessen Hauptziel es ist, Migrant*innen die Durchreise über den Sudan nach Libyen und in den Mittelmeerraum so schwer wie möglich zu machen.
Braucht der Sudan Hilfe? Leider ja, und zwar wegen struktureller Ungleichheit, die durch Kolonialismus, Handelsabkommen und die Unterstützung des Westens für diktatorische Regime entstanden ist. Hilfe ist ein notwendiges Übel, aber das sudanesische Volk ist der an Bedingungen geknüpften Hilfe überdrüssig.
Jede Hilfe, die geleistet wird, während die Bundesregierung Sudanes*innen und andere Geflüchtete unter unsicheren Bedingungen abschiebt, ist keine Hilfe, sondern eine Täuschungsaktion. Die Sudanes*innen forderten Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und die Macht ein, ihre Zukunft selbst zu bestimmen. Nur dies kann zu einer Stabilität führen, die dauerhaft ist.

 

Internationale Hilfe? Leider ja