Libyan authorities have shot dead three Sudanese migrants who tried to escape after they were intercepted by the coastguard in the Mediterranean Sea and returned to the North African country, the United Nations said.
The three were among the 73 Europe-bound migrants, mostly from Sudan, who were returned late on Monday to the western coastal town of Khoms, said Safa Msehli, spokesperson for the International Organization for Migration (IOM), on Tuesday.
Khoms is about 120km (75 miles) east of Tripoli.
The IOM said local authorities started shooting when the migrants attempted to escape from the disembarkation point.

Al Jazeera 28.07.20

:::::

IOM Libya Chief of Mission Federico Soda said the shooting came “amid a lack of action to change a system that often fails to provide any degree of protection” in conflict-sicken Libya.
Last week, an Eritrean asylum-seeker died after arriving at the U.N. refugee center in Tripoli from a trafficking center in Bani Walid in the northwest, UNHCR, the U.N. human rights agency, said.
The young Eritrean arrived at the center with another Eritrean earlier this month. They appeared to be severely malnourished, and one died before it was possible to transport him to a hospital, the agency said.
Since June, more than 100 people have arrived in Tripoli from trafficking centers in Bani Walid. They are often in very poor physical condition and in dire need of assistance, the agency said.
In May, the family of a slain Libyan human trafficker attacked a group of migrants in a smuggling warehouse in the desert town of Mizdah, killing at least 26 Bangladeshi and four African migrants.

NYT 28.07.20

:::::

Staff from the International Organization for Migration (IOM) in Khums, reported that local authorities started shooting when the migrants attempted to escape from the disembarkation point.
The injured migrants were transferred to local hospitals while survivors were moved to detention.
“The suffering of migrants in Libya is intolerable,” says IOM Libya Chief of Mission Federico Soda.
“The use of excessive violence results yet again in the senseless loss of life, amid a lack of action to change a system that often fails to provide any degree of protection.”
IOM maintains that Libya is not a safe port and reiterates its appeal to the European Union and international community for urgent action to end the return of vulnerable people to Libya. An alternative scheme whereby people rescued or intercepted at sea are brought to safe ports must be established urgently. A greater show of solidarity between European States and frontline Mediterranean states is also needed.

IOM 28.07.20

:::::

Man schaut den Migranten in Seenot tagelang zu, statt sie schnell zu retten – und im Zweifelsfall wird auch geschossen: Drei Menschen werden durch Schüsse libyscher Sicherheitskräfte getötet

Das Flüchtlingswerk UNHCR und die Migrationsorganisation IOM hielten einmal mehr fest: «Libyen ist kein sicherer Hafen», und forderten die Europäische Union auf, die Rückführung von Migranten in diesen Staat zu beenden. Tatsächlich hat die EU unter Führung Italiens die libysche Küstenwache gegen Bezahlung damit beauftragt, die Überfahrt von irregulären Migranten von Libyen nach Italien und Malta zu verhindern. Das Abkommen stösst auf Kritik, weil die libysche Küstenwache für gewalttätiges Vorgehen berüchtigt ist und den Migranten in Libyen Lagerhaft unter unmenschlichen Bedingungen droht.
Doch die Taktik von Italien und Malta – mit der EU im Hintergrund – ist es anscheinend gerade, den Aktionsraum der libyschen Küstenwache auszuweiten. Vor einigen Tagen wurde ein Migrantenboot in Seenot mit 72 Insassen vor Malta von der maltesischen Küstenwache nicht geborgen. Vielmehr wartete man, bis ein libysches Schiff die Migranten aufnahm und nach Libyen zurückbrachte. Dort wurden sie in ein Gefangenenlager gebracht. Nach Meinung der deutschen Rettungsorganisation Sea-Watch handelte es sich bei diesem Geschehen um eine «Entführung auf See».
Ein weiteres Gummiboot in Not mit 95 Insassen musste ebenfalls vor Malta ausharren, auch da waren andere Schiffe in der Nähe, die nichts zur Rettung unternahmen. Die Leute an Bord, unter ihnen auch ein einjähriges Kind, hatten kein Wasser und kein Essen. Laut unbestätigten Meldungen sprangen Verzweifelte über Bord, als Wasser ins Boot eindrang; ein Mensch ertrank. Nach über 30 Stunden schritt die maltesische Küstenwache dann doch noch zur Rettung. (Die sanitarische Untersuchung ergab dann, dass mindestens 65 der Bootsinsassen mit dem Coronavirus infiziert waren.) Derartige Vorgänge wiederholten sich in den vergangenen Monaten immer wieder. Gegen Italien, Malta und Libyen soll beim Uno-Menschenrechtsrat ein Verfahren wegen unterlassener Hilfeleistung angestrengt werden. […]

In den letzten Wochen hat die Zahl der in Italien gelandeten Bootsmigranten aus Afrika denn auch stark zugenommen, wie meistens im Sommer. 12 500 wurden bisher in diesem Jahr laut dem italienischen Innenministerium gezählt; 274 Personen schafften es laut IOM nicht und ertranken. Etwa die Hälfte der Migranten war nach inoffiziellen Angaben von Libyen aufgebrochen, die andere Hälfte von Tunesien. Da zeichnet sich ein neuer Trend ab. Innenministerin Luciana Lamorgese war am Montag in Tunis, um die dortigen Behörden zum Eingreifen zu ermuntern. Letztes Jahr gelangten bis Ende Juli gut 3500 Migranten nach Italien, im vorletzten gut 18 000. Die aktuellen Zahlen sind weit entfernt von jenen der Jahre 2014 bis 2017, als jährlich zwischen 120 000 und 180 000 Ankünfte registriert worden waren. […]

Innenministerin Lamorgese teilte mit, man habe die meisten der Geflüchteten wieder aufgegriffen. Sie will Militär aufbieten, um die Aufnahmezentren besser zu bewachen. Zudem will sie Schiffe für Neuankömmlinge aus Afrika bereitstellen, um diese zu isolieren. Ein solches Quarantäneschiff liegt bereits im Hafen von Porto Empedocle. Hier gibt es auch ein Aufnahmezentrum mit Platz für 95 Insassen, zuletzt war es mit 650 belegt. Die Insassen aus überfüllten Zentren auf Sizilien und Lampedusa – auf dieser kleinen Insel weit im Süden landen laufend neue, kleine Boote – werden nun eiligst nach Mittel- und Norditalien verlegt, um Missstimmungen unter den Insassen und den Anwohnern zu dämpfen.

NZZ 29.07.20

Libyan authorities shot dead three Sudanese migrants