Alessandra Bajec berichtet aus Tunis über eine Copycat-Bewegung:
Die tunesische Bewegung der „Rotwesten“ wurde von Frankreichs „Gelbwesten“ inspiriert. Sie reflektiert die Unzufriedenheit vieler Tunesier in den marginalisierten Regionen des Landes – ihre Wut gegen steigende Lebenshaltungskosten, Arbeitslosigkeit und Misswirtschaft.
Momentan hat die Bewegung auf ihrer Facebook-Seite über 16.320 Freunde – davon 5.300 bereits in den ersten 24 Stunden nach der formellen Gründung. Die Rotwesten verstehen sich als eine apolitische Bewegung, die ohne kommerzielle Förderung auskommt. Sie wird von jungen Tunesiern im Alter zwischen zwanzig und vierzig unterstützt – und hat im ganzen Land bereits zwölf regionale Koordinierungskomitees sowie Dutzende Lokalkomitees gegründet. Die Initiative, die sich noch im Aufbauprozess befindet, will transparent und offen für alle Bürger sein.
Die Pioniere des Protestbündnisses sind u.a. die Mitgründer Yassin Ouerghi und Bourhan al-Ajlani (der bereits kurz nach der Gründung der Rotwesten verhaftet wurde) sowie Riadh Jrad und Nejib Dziri, die dem Nationalbüro angehören. Die Gründer sind ehemalige Mitglieder der linksgerichteten Generalgewerkschaft der tunesischen Studenten (UGET). …
Der Mitgründer der Gruppe zählt die wichtigsten ihrer insgesamt 22 Forderungen auf: den Mindestlohn auf 600 tunesische Dinar (180 Euro) und die staatliche Rente auf 400 TND (120 Euro) erhöhen, eine Strategie zur Schaffung von Arbeitsplätzen entwickeln, die Lebenshaltungskosten senken, den Lebensstandard erhöhen, die Privatisierung öffentlicher Unternehmen beenden, das öffentliche Gesundheits-, Ausbildungs- und Transportwesen reformieren und – nicht zuletzt – korrupte Beamten künftig schärfer juristisch zur Rechenschaft ziehen.