Riace ist ein kleines Bergdorf im süditalienischen Kalabrien, das seit 20 Jahren Geflüchtete solidarisch aufnahm und dafür weltweit bekannt wurde. Das Dorf und sein Bürgermeister wurden deshalb kriminalisiert, aber es steht nicht allein. Es gab Solidaritätskundgebungen in Italien und es gibt eine deutschsprachige Seite, die Infos zu Riace sammelt.

Elisabeth Voss hat im ND 08.09.19 einen Artikel über die Kriminalisierung des Bürgermeisters und die Hoffnung auf Solidarität veröffentlicht.

Eine Zukunft für Riace

[…] Seit Beginn der Repressionen gibt es regelmäßig Proteste und Solidaritätsaktionen. Am 31. Januar 2019 wurden beim Nobelpreiskomitee in Oslo 90 000 Unterschriften für die Verleihung des Friedensnobelpreises an Riace eingereicht. Im Februar 2019 unternahmen Aktivist*innen eine Friedens-Radtour von Rom über Neapel nach Riace. Der lateinamerikanische Künstler Carlos Atoche hat an der Mauer der nun wieder geschlossenen Schule ein Murales (Wandbild) gestaltet. Es stellt das Gesicht von Domenico Lucano im Stil der berühmten Bronzestatuen dar, die 1973 im Meer vor Riace gefunden wurden. Allein in diesem Sommer gab es zwei Kulturfestivals und eine Anti-Rassismus-Weltmeisterschaft in Riace, für den Herbst ist ein Filmfest geplant. Die Initiative »Solidarity City Freiburg« will einen Verein zur Unterstützung von Riace gründen.

Es gibt noch Hoffnung

Auf dem Kulturfestival am 11. Mai 2019 wurde die Gründung der Stiftung »È stato il vento« (Es war der Wind) bekannt gegeben. Der Name ist ein Satz, den Domenico Lucano oft sagt, wenn er über die Ankunft von Geflüchteten spricht. Denn es ist Zufall, wohin es die Menschen verschlägt, von Geburt an, immer angetrieben von ihrer Hoffnung, aber auch vom Zufall ihrer Begegnungen auf der Flucht, vom Zufall des Windes auf ihrem Weg übers Meer. Nur was sie nach ihrer Flucht erwartet, das ist nicht dem Zufall überlassen.

Die Stiftung wurde vom Netzwerk solidarischer Städte ReCoSol (Rete dei Comuni Solidali) und von langjährigen Weggefährt*innen Lucanos ins Leben gerufen, darunter Juristen der Organisationen ASGI (Associazione per gli Studi Giuridici sull’Immigrazione) und Magistratura Democratica, sowie Mitglieder der Europäischen Kooperative Longo Maï, die über mehr als 40 Jahre Erfahrung in lokaler solidarischer Ökonomie in Frankreich und anderen Ländern verfügt. Ehrenvorsitzender ist der ehemalige Bürgermeister von Rosarno, Peppino Lavorato.

Die Stiftung möchte die Aufnahme von Geflüchteten in Riace wieder ermöglichen und damit »eine lokale Wirtschaft schaffen und sichern, die auf den Kriterien der Solidarität, der Emanzipation und des Respekts für die Umwelt basiert«. Sie unterstützt die verbliebenen etwa 50 Flüchtlinge in Riace, hat Räume für den Verein Città Futura erworben und möchte eine Ölmühle zur Herstellung von Olivenöl in Gang setzen. Sie richtet Wohnungen für einen neuen Solidaritätstourismus her und bereitet die Wiedereröffnung der Werkstätten vor. Es scheint, dass Riace eine Zukunft hat, aber angesichts des massiven Gegenwinds wird es einen langen Atem brauchen.

Solidarität mit Riace

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