„Die Europäische Union hat den Sudan auch schon unter Baschir unterstützt, um die Migration aus der Region zu stoppen. Nach dessen Abgang hat sie angekündigt, einen Teil der sudanesischen Staatsschulden zu tilgen sowie den Zugang zu Auslandsinvestitionen zu erleichtern. Zudem hat sie ein Paket in Höhe von 283 Millionen Euro beschlossen, um die Transformation zu unterstützen.“

Die Grenze des Sudan zu Libyen wird derzeit nicht nur von mehr als tausend bewaffneten Fahrzeugen der Hemeti-Miliz RSF bewacht, sondern auch von Einheiten, die zu Minni Arko Minnawi (SLA) gehören. Offenbar haben die Friedensverhandlungen mit der SLA dazu geführt, dass RSF und SLA nun die europäischen Gelder unter sich aufteilen.

Im Sudan ist noch nichts entschieden. Eine Reportage in der WOZ | 20.12.2019 von Iman Osama, Bartholomäus von Laffert (Text) und Helena Lea Manhartsberger (Fotos) berichtet über die Familie des Märtyrers Mohammed Ibrahim und über das Nachbarschaftskomittee, dem er angehörte.

Gleich gegenüber von Omdurman, auf der anderen Seite des Nils, liegt die Hauptstadt Khartum. Die Männer, von denen man sich dort erzählt, sie seien das Rückgrat der Revolution, sitzen in einem Wohnzimmer mit Blumenleuchtern an den Wänden und löffeln mit den Händen Fatteh aus grossen bunten Plastikschalen. «Die Widerstandskomitees sind der Grund, warum das Regime die Revolution nicht von der Strasse schiessen konnte wie 2013», sagt Mohammed Jahia. Er trägt eine Collegejacke über knittrigem weissem Hemd und eine dünne schwarze Krawatte. Er ist so etwas wie der Wortführer des Komitees im Viertel Burri in der Hauptstadt, dem ersten Widerstandskomitee im ganzen Land. «Die Regierung war nicht mehr in der Lage, für die Grundbedürfnisse der Menschen aufzukommen: Wasser, Strom, Nahrungsmittel, Sicherheit. Da haben wir es selbst in die Hand genommen.»

Die Komitees schafften es, Hunderttausende zu mobilisieren. «Wir haben diese Regierung an die Macht gebracht, uns ist sie Rechenschaft schuldig.» Die Leute seien hungrig nach Veränderung, viel Zeit bleibe der Regierung nicht, um zu liefern. Ein bisschen wirken die Männer vom Widerstandskomitee wie Wächter der Revolution. Sie wachen über Mohammed Ibrahims Erbe.

Sudan: „Wofür starb Mohammed Ibrahim?“