Clashes between Tunisian protesters and security forces spread from an impoverished city overnight, the authorities said on Wednesday, as anger grew over the death of a journalist who set himself on fire over economic conditions.

In the western city of Kasserine police fired tear gas at youths throwing stones during a second night of unrest.

Clashes also broke out in the eastern town of Jbeniana, where a police officer was injured, and in Tebourba, in the north, where at least five people were arrested, said Walid Hkima, a national security spokesman.

The unrest follows the death of the journalist Abderrazk Zorgui, 32, on Monday after he set himself ablaze in Kasserine.

The Guardian | 26.12.2018

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[…] Die Empörung über die Selbstverbrennung eines 33-jährigen Journalisten ist in der südtunesischen Stadt Kasserine am Dienstag in Proteste und Straßenschlachten eskaliert. Nach der Beerdigung von Abderrazak Zorgui errichteten Demonstranten in Kasserine, Kef und anderen Orten brennende Barrikaden und Straßensperren. Mit Schlagstöcken bewaffnete Polizeieinheiten setzten Tränengas ein, um die meist jungen Männer von den Straßen zu vertreiben….

Zwar gilt Tunesien seitdem als „Leuchtturm des Arabischen Frühlings“, weil nur hier eine Demokratisierung geglückt ist, aber in Orten wie Kasserine oder Sidi Bouzid hat sich wenig geändert. Der Süden Tunesiens leidet unter einer dramatischen Landflucht, für den die Zivilgesellschaft neben der grassierenden Korruption, Umweltverschmutzung vor allem die akute Wirtschaftskrise verantwortlich macht.

Während in der Hauptstadt Tunis neue Bürgerinitiativen und das freigewählte Parlament zahlreiche Reformen durchsetzen konnten, fühlt sich die Jugend in Orten wie Kasserine vom politischen Leben völlig ausgeschlossen. Viele leben ausschließlich von Schmuggel entlang der nahen algerischen Grenze. Die Arbeitslosenquote liegt nach Angaben von lokalen Aktivisten in Kasserine und Sidi Bouzid wohl weit über 50 Prozent.

Den Staat kennen viele Jugendliche nur in Form von Polizeiwillkür. Tunesiens Sicherheitsapparat bleibt auch weiterhin wegen der akuten Terrorgefahr von den nachrevolutionären Reformen ausgeschlossen. Gerade kürzlich verlängerte der 93-jährige Präsident Caid Essebsi den landesweiten Ausnahmezustand. […]

Am Mittwochmorgen war die Lage in dem 270 Kilometer südwestlich von Tunis gelegenen Kasserine ruhig. Doch viele Beobachter glauben, dass der landesweite Gewaltausbruch in der 100.000-Einwohner-Stadt nur der Auftakt einer lange erwarteten Protestwelle ist.

taz | 27.12.2018

„Tunisia protests spread after journalist sets himself on fire“