Die Forschungsgesellschaft Flucht und Migration e.V (FFM) besteht seit 1994. Sie recherchiert und veröffentlicht zu Fluchtbewegungen an der Peripherie der Europäischen Union (EU) im Kontext sozialer Kämpfe. Bezugspunkte sind die Interessen Geflüchteter und Migrant*innen sowie die Kritik der Migrations- und Flüchtlingspolitik. Die transnationale Selbstorganisation soll forschungsaktivistisch gestärkt werden, in Kooperation mit flüchtlingspolitischen Verbänden, mit engagierten Gruppen vor Ort und mit akademischen Einrichtungen.

Im September 2018 begann die FFM ihre dritte Entwicklungsphase. Sie startet mit überarbeitetem Internetauftritt und mit folgenden Leitfragen:

  1. Wird die Vorverlagerung der EU-Abschottung in Niger und Mali scheitern?
  2. Entwickeln sich nach der staatlichen Unterdrückung der Seenotrettung im zentralen Mittelmeer heimliche transmediterrane Fluchtbewegungen? Kann die Seenotrettung in der Ägäis und vor Spanien gestärkt werden?
  3. Unterlaufen Geflüchtete und Migrant*innen die hinderlichen Binnengrenzen Europas?
  4. Führt die wachsende migrantische Armut zu neuen Kämpfen in Europa?

Bei unseren Untersuchungen beziehen wir uns nicht nur auf Migrationsbewegungen, sondern auch auf die Zirkulation von Menschen, Mentalitäten, Informationen und Erfahrungen, Alltagskämpfen, Nachrichten und Remissen, die wir als Globalisierung von unten verstehen – von der Sahara über Nordafrika bis in die europäischen Großstädte und Agrarplantagen.

Die zweite Phase in der Geschichte der FFM (Februar 2012 bis August 2018) war vom Zusammenbruch der Festung Europa in der Folge der Arabellion gekennzeichnet. Es entstanden Fluchtkorridore über das Mittelmeer, zunächst von Tunesien, dann von Libyen aus, und ab 2015 über die Ägäis und anschließend auf der Balkanroute. Ab 2012 gelang es, in Nordafrika und Europa gemeinsame handlungsorientierte Netze aufzubauen, um dem Massensterben von Boat-people im Mittelmeer entgegenzutreten. FFM-Online begleitete als Blog die Zusammenschlüsse Boats4people und WatchTheMed-Alarmphone mit Meldungen aus Presseartikeln und Zeitschriften sowie mit unterdrückten Nachrichten. Gesellschaftliche Hintergründe konnten dadurch sichtbar gemacht werden. FFM ko-finanziert über Spenden das WTM-Alarmphone als Teil seiner Aktionsforschung.

Ab September 2015 hat FFM Recherchen auf der Balkanroute durchgeführt und veröffentlicht sowie den Zusammenschluss Moving Europe mitbegründet, der von Oktober 2015 bis April 2016 mit einem Info-Bus an Stationen der Route präsent war, um Geflüchtete und lokale Solidaritätsstrukturen zu unterstützen. Die Wanderausstellung Yallah, die diese Fluchterfahrungen dokumentiert, wurde im November 2017 eröffnet. Moving Europe wendete sich 2017 der aufgestauten Migration an den EU-Binnengrenzen zu, am Beispiel einer Recherche und Dokumentation zur italienisch-französischen Grenzregion.

2012 begann FFM mit Berichten und Blog-Einträgen zur Sahara als migrantischer Transitregion, mit den Schwerpunkten Mali und Niger.

Die knapp 12.000 Einträge mit Meldungen, Berichten und Schlüsseltexten dieser zweiten Phase in der Geschichte der FFM sind hier digital zugänglich. Das erforderliche Passwort senden wir anfragenden Interessent*innen umgehend per einfacher E-Mail zu.

Die erste Phase reicht von der Gründung der FFM im November 1994 bis Januar 2012. Im Mittelpunkt lag die Analyse des neuen Grenzregimes, das Deutschland an seiner Ostgrenze und gegenüber Mittelosteuropa paradigmatisch entwickelte. Der Aufbau von Kontaktnetzen über die damalige EU-Außengrenze an Oder / Neisse hinweg sowie Recherchen in Polen, Rumänien und in der Ukraine bildeten die Schwerpunkte der ersten Jahre. Die mittelosteuropäische Transitsituation Geflüchteter und Migrant*innen sowie die Massenabschiebungen rumänischer Roma konnten in Heften der FFM dokumentiert werden. In dieser Phase fanden bereits ausführliche Recherchen in Italien und Marokko statt, die ebenfalls als FFM-Hefte veröffentlicht wurden. Das papierene Archiv der ersten Phase (20 laufende Regelmeter an Aktenordnern und 8 laufende Meter an Büchern und Broschüren) wurde in die Präsenzbibliothek der Hochschule Fulda aufgenommen und partiell im internetbasierten Bibliothekskatalog erfasst. Die digitalisierten FFM-Publikationen (Volltext) befinden sich hier.

Die FFM ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein, der von Projektförderung, ehrenamtlichem Engagement und Spenden getragen wird.