Mit 100 Millionen Euro unterstützt die EU eine Militäreinheit in Afrikas Sahelzone, die auch Migration eindämmen soll. Doch deren Soldaten ermorden offenbar regelmäßig Zivilisten: die Indizien, die Hintergründe, das moralische Dilemma.

Am 19. Mai krachen Schüsse über den Wochenmarkt in Boulikessi, einer Stadt in Mali. Ein Soldat wird tödlich getroffen – und seine Kameraden nehmen blutige Rache. Wenig später sind zwölf Zivilisten tot.

Die Uno-Mission Minusma, an der auch deutsche Soldaten beteiligt sind, untersucht den Vorfall. Sie kommt zu einem klaren Urteil: Die malischen Soldaten hätten die Menschen „ohne Verfahren und/oder willkürlich getötet“.

Der Fall ist heikel für die EU – denn laut dem Bericht der Minusma-Ermittler gehörten die Soldaten zu Malis Bataillon in der „G5 Sahel Joint Force“: einer bis zu 5000 Mann starken Truppe, die mit EU-Geld Terroristen und auch Menschenschmuggel bekämpfen soll. Ihre aus EU-Sicht wichtigste Aufgabe: Migration eindämmen.

Die westafrikanischen Staaten Mali, Niger, Tschad, Mauretanien und Burkina Faso haben den Aufbau des Verbands Anfang 2017 beschlossen, die EU mischt kräftig mit: Sie fördert das Projekt nach Angaben ihres Auswärtigen Dienstes (EAD) mit 100 Millionen Euro. […]

Spiegel Online | 01.10.2018

„Wie die EU ungewollt Massaker in Mali mitfinanziert“