Am 01.08.2019 hat die Regierung in Tripolis drei Internierungslager geschlossen: Tajoura (das am 03.07.2019 aus der Luft bombardiert worden war, mit der Folge von offiziell 53 Toten und 110 Verletzten), Al-Khoms und Misrata. Damit kommt die Regierung den wachsenden Protesten gegen die KZs nach. Selbst die UNO hatte sich der Forderung mehrerer NGOs angeschlossen und die Schliessung aller libyschen Internierungslager verlangt. – Laut „La Stampa“ ist damit zu rechnen, dass sich die 1.000 bis 1.500 gestern Freigelassenen auf die Flucht über das Meer machen werden.

[…] Ieri il governo di Tripoli ha ordinato la chiusura immediata di 3 «detention center», a Tajoura (dove il 3 luglio c’era stato un raid aereo con 53 morti), Al-Khoms e Misurata; le persone che vi erano rinchiuse potrebbero tentare ora la traversata, spinti anche dai trafficanti.

La Stampa | 02.08.2019

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Libyen öffnet die Migrantenlager – Richtung Meer

Drei Lager sind geräumt, die Flüchtlinge fort. Libyens Küstenwache erwartet nun eine neue Massenflucht nach Europa. Viele werden unentdeckt ertrinken

Libyens Innenminister Fathi Bashaga hat am Wochenende drei Migrantengefängnisse in Westlibyen schließen lassen. In Tajoura und den Küstenstädten Misrata und Khoms verließen Hunderte Westafrikaner die zu Gefängnissen umgebauten Lagerhallen und Schulen. Von Misratas Vorort Al-Kararim machten sich am Sonntag 900 Menschen zu Fuß auf in Richtung Innenstadt.

Innenminister Bashaga beklagte nach dem Luftangriff die mangelnde Unterstützung aus Europa. „Wir werden alle Lager schließen, sollte sich die Lage nicht ändern“, warnte Bashaga nach einem Treffen mit einer EU-Delegation am 17. Juli. „Wir können keinen Verteidigungskrieg gegen einen skrupellosen Gegner führen und uns gleichzeitig um Tausende Migranten und Flüchtlinge kümmern.“
Trotz dieser Ankündigung scheint die neue Entwicklung die internationalen Organisationen zu überraschen. UNHCR-Sprecher Mahecic bestätigte in Genf, dass man die Entscheidung begrüße, doch über das Schicksal der Freigelassenen habe man keine Informationen.
Gegenüber der taz berichten die Wachen von Al-Kararim in Misrata jetzt, dass die meisten Westafrikaner das Lager eigenständig und praktisch mittellos in unbekannte Richtung verlassen hätten. Was ihnen blühen könnte, ist an den umliegenden Stränden zu sehen. Am Sonntag fanden Helfer des Roten Halbmonds 20 angespülte Leichen im benachbarten Al-Khoms. 100 Menschen werden vermisst, nachdem ihr hölzernes Fischerboot rund vier Kilometer vor der Küste gekentert war.

TAZ 06.08.19

Libyen: 3 Internierungslager geschlossen