Auf einer Pressekonferenz in Rom wurde heute das Projekt Mediterranea vorgestellt, an dem mehrere italienische Organisationen, die spanische NGO Pro Activa und Sea Watch beteiligt sind. Gemeinsam betreiben sie das neue Schiff Mare Jonio, das unter italienischer Flagge fährt und seit gestern unterwegs ist zur libyschen Küste. Primäres Ziel des Einsatzes sei es, Flüchtlingsboote in Seenot ausfindig zu machen und zu sichern. Im Notfall sei das Schiff aber auch für die Rettung von Boat-people ausgerüstet.

La nave italiana della piattaforma «Mediterranea» © Ruben Neugebauer

Neues italienisches Schiff in Zusammenarbeit mit Sea-Watch auf dem Weg ins Mittelmeer, um Leben zu retten

Die Mare Jonio, ein 37,5 m langes Schiff unter italienischer Flagge, welches das zivilgesellschaftliche Projekt „Mediterranea“ in Zusammenarbeit mit Sea-Watch betreiben wird, ist heute in Richtung zentrales Mittelmeer aufgebrochen. Begleitet von der Astral der spanischen NGO Proactiva Open Arms wird die Mare Jonio an der tödlichsten Grenze der Welt die zivile Seenotrettung weiterführen. Die Zahl der Todesopfer liegt aufgrund der anhaltenden Blockade ziviler Seenotrettung auf einem Rekordniveau. Heute erreichte das Schiff internationale Gewässer.

Am fünften Jahrestag des tödlichen Schiffsunglücks vom 3. Oktober 2013 ist die Mare Jonio in Richtung der Such- und Rettungszone im zentralen Mittelmeer aufgebrochen. Nachdem die Sea-Watch 3 und andere Rettungsschiffe in Malta willkürlich festgesetzt wurden und der MS Aquarius die Flagge auf politischen Druck der italienischen Regierung entzogen wurde, stellen die Mare Jonio und ihre Eskorte die einzigen dezidierten Rettungskräfte im Gebiet dar. Im September starb nach offiziellen Angaben der IOM mehr als jede zehnte Person, die versuchte, von Nordafrika nach Italien zu gelangen. Tatsächlich dürfte die Zahl der Todesopfer jedoch viel höher sein, da sich kaum Zeug*innen in der Such- und Rettungszone befinden, um von den tödlichen Folgen der europäischen Grenzpolitik zu berichten. „Die Rettung auf See – ein Zeichen unserer gemeinsamen Menschlichkeit – wurde von der Politik als Geisel genommen“, erklärte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge Filippo Grandi am Montag.

Die europäischen Staaten haben mehr als deutlich gemacht, dass sie Menschen lieber ertrinken, als auf europäischem Boden ankommen zu lassen. Die Mare Jonio setzt ein Zeichen, dass die Zivilgesellschaft die europäischen Werte noch nicht aufgegeben hat und bereit ist, die Menschenrechte auf See weiter zu verteidigen“, sagt der Vorsitzende von Sea-Watch, Johannes Bayer. „Erst diesen Montag entdeckte unsere Flugbesatzung eine treibende Leiche, Hinweis auf eine weitere unbeachtet gebliebene Tragödie. Die Zivilgesellschaft muss jetzt Position beziehen, deshalb unterstützt Sea-Watch das Projekt Mediterranea von Anfang an, sowohl finanziell als auch mit Besatzung und unserem Wissen, das wir bei zahlreichen Rettungseinsätzen gesammelt haben.

„Wir freuen uns, dass mit unseren Freunden auf der Astral und der Mare Jonio, begleitet vom Aufklärungsflugzeug Colibri, jetzt zumindest eine kleine zivile Flotte auf dem Weg in die tödlichsten Gewässern der Welt ist“, sagt Sea-Watch-Crewmitglied Tilman Telteman vor Ort. „Wir haben wenige Möglichkeiten und geringe Kapazitäten, aber die großen Rettungsschiffe sind im Hafen festgesetzt, also tun wir, was wir können.“

„Mediterranea ist eine italienische zivilgesellschaftliche Initiative, der auch Sea-Watch angehört. Wir wollen gemeinsam Menschenleben retten und zugleich die europäische Gesellschaft vor ihrer Entmenschlichung bewahren“, erklärt Giorgia Linardi, Sea-Watch-Sprecherin in Italien. „Durch den Akt der zivilen Seenotrettung wollen wir auf die Idee einer Gesellschaft zurückkommen, die auf Solidarität und gleichen Rechten für alle beruht. Wenn der Pass einen Unterschied bei der Rettung von Menschenleben macht, wenn die Menschenwürde verletzt wird, sind die Grundlagen unserer Gesellschaft in Gefahr.“

Die Mare Jonio wird spätestens Samstag die SAR-Zone erreichen.

Giorgia Linardi, Sea-Watch-Sprecherin in Italien, beschreibt die Ziele, die wir mit dem Projekt verfolgen: “Mediterranea will Leben retten – und die europäische Gesellschaft vor der Entmenschlichung unserer Zeit. Wir wollen zurück zu der Idee einer Gesellschaft, die auf gleichen Rechten für alle beruht. Wenn es um die Rettung von Menschenleben auf See geht, spielt immer noch der Pass eine Rolle. Eine Gesellschaft ist in Gefahr, wenn die Menschenwürde angreifbar ist“.

Wir freuen uns sehr, nun wieder das tun zu können, wofür Sea-Watch gegründet wurde: Der Unmenschlichkeit aktiv entgegentreten und Leben retten! Dass wir in der SAR-Zone gebraucht werden, belegen die Zahlen der letzten Monate leider nur allzu deutlich. Hunderte Menschen sind bei dem Versuch ertrunken, Gewalt und Folter in Libyen zu entkommen. Das ist grausam und ein humanitärer Skandal. Neben unseren Aktivitäten im Rahmen des Projekts Mediterranea arbeiten wir deshalb weiter mit Hochdruck daran, die Sea-Watch 3 wieder auf See zu bringen.

Sea-Watch patrouilliert mit neuem Schiff

[…] Die „Mare Jonio“ sei von Italien aus gestartet und werde vor Libyen im Einsatz sein, sagte Ruben Neugebauer, Sprecher der deutschen NGO Sea-Watch. Das Schiff „Mare Jonio“ soll unter anderem Zeugenberichte sammeln und aufzeigen „wie Frauen, Männer und Kinder enormen Gefahren ausgesetzt sind“, weil es keine Rettungsschiffe mehr gebe, hieß es in einer Mitteilung der Organisatoren. Das Schiff sei aber auch ausgerüstet, im Notfall Menschen aus Seenot zu retten, ergänzte Neugebauer.

[…] „Es ist Zeit für ein italienisches Schiff“, hieß es auf dem Twitter-Profil von „Mediterranea“, ein weiteres Hilfsprojekt. Das Beobachtungsschiff des Projekts soll vor allem die „dramatische Lage“ der Migranten auf der Flucht aufdecken, hieß es in einer Mitteilung der Organisatoren.

ARD Tagesschau | 04.10.2018

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«Operazione Mediterranea», il diritto di salvare vite umane

Una nave italiana. Nell’anniversario della strage di Lampedusa del 3 ottobre 2013 parte la piattaforma della società civile per farsi «testimonianza»

Sandro Mezzadra, Operazione Mediterranea

Risuonano uno dopo l’altro i nomi delle vittime, nomi senza corpo che raccontano di una moltitudine di vite e di storie, infrantesi sui confini dell’Europa: si intitola Asmat – Nomi il cortometraggio di Dagmawi Yimer, una delle opere più potenti ed evocative sul naufragio del 3 ottobre 2013. L’anonimato, in fondo, è una delle caratteristiche che definiscono le donne, gli uomini, i bambini in transito nel Mediterraneo – così come in molti altri spazi di frontiera. Riscattare la singolarità irriducibile di un’esistenza è l’estremo gesto di resistenza che ci propone Asmat – Nomi.

NEL QUINTO ANNIVERSARIO di quel naufragio, mentre nel Mediterraneo si continua a morire, abbiamo messo in mare una nave, la Mare Jonio. Lo abbiamo fatto dopo un’estate in cui il governo italiano ha mosso una guerra senza quartiere contro le migrazioni e contro le Ong, ha chiuso porti e ha sequestrato su una nave della Guardia costiera decine di profughi e migranti. La criminalizzazione delle operazioni «umanitarie» ha svuotato il Mediterraneo di presenze scomode, ha allontanato i testimoni e ha ribadito l’anonimato di donne e uomini in transito: al riparo da sguardi indiscreti, la guardia costiera libica ha potuto riconsegnare ai centri di detenzione – alla tortura, alla violenza, alla schiavitù – centinaia di persone, mentre altre centinaia hanno fatto naufragio. E c’è chi se ne compiace, cantando vittoria. Non è stato facile realizzare questo progetto. La piattaforma che si è chiamata, semplicemente, Operazione Mediterranea non è una ong: chi ha lavorato alla ricerca e alla preparazione dell’imbarcazione nelle scorse settimane non aveva esperienza dei mondi in cui si è mosso. Ma sulle banchine di molti porti abbiamo incontrato chi ci ha aiutato non solo sulla base di rapporti professionali, ma anche per una solidarietà istintiva, per un moto di rifiuto del disprezzo della vita e del diritto internazionale che – in particolare dopo la vicenda della nave Diciotti – è sempre più diffuso tra la gente di mare.
L’esperienza e la collaborazione di diverse Ong che hanno operato in questi anni nel Mediterraneo sono state per noi decisive – una di esse (Sea-Watch) fa parte della piattaforma, mentre Open Arms si coordinerà con noi in mare. L’operazione che abbiamo lanciato, tuttavia, fa i conti fino in fondo con la criminalizzazione dell’intervento «umanitario» di fronte a cui ci troviamo.

LONTANI SEMBRANO I GIORNI in cui la «ragione umanitaria» poteva essere analizzata come parte di un più ampio sistema di governo (delle migrazioni, in particolare). La sfida non può che essere radicalmente politica. E investe in particolare un punto: l’affermazione pratica del diritto di un insieme di soggetti non statali a intervenire politicamente in un’area in cui le «autorità competenti» violano in modo plateale l’obbligo di tutelare la vita delle genti in transito.

Su questo punto si è costituita la piattaforma Operazione Mediterranea: una piattaforma aperta all’adesione e alla partecipazione di chi vorrà sostenerci nelle prossime settimane (tra l’altro attraverso il crowdfunding, davvero essenziale per assicurare la sostenibilità di un progetto tanto ambizioso quanto impegnativo anche dal punto di vista finanziario). Questo punto è evidentemente di fondamentale importanza. Ma l’obiettivo è più in generale quello di aprire – attraverso una pratica – uno spazio di dibattito, azione e conflitto attorno ai temi della migrazione in Italia e in Europa.

VORREMMO che la nostra nave fosse attraversata, in mare e in terra, dalle mobilitazioni che sulla migrazione – da Ventimiglia alla Puglia, da Catania a Milano, per fare solo qualche esempio – si sono determinate in questi mesi; vorremmo che la Mare Jonio diventasse una sorta di forum, che fosse appropriata da migliaia di donne e uomini, che fosse portata nelle piazze e nelle strade, che attorno a essa proliferassero le narrazioni di una migrazione radicalmente diversa da quella dei ringhi e dei decreti di Salvini: vorremmo che la nave fosse uno strumento per parlare in un altro modo dell’Italia e dell’Europa, a partire in primo luogo dalle città.

NON SOTTOVALUTIAMO la difficoltà del momento. Sappiamo di agire in una condizione di minoranza, di dover fronteggiare un’egemonia a noi ostile sui temi della migrazione; sappiamo che negli ultimi mesi l’equazione tra il migrante e il nemico (a cui hanno dato negli scorsi anni un contributo essenziale anche forze politiche che non si definiscono di destra) è stata radicalizzata, autorizzando e promuovendo la diffusione capillare nel Paese di un razzismo ogni giorno più aggressivo. Ma sappiamo anche che questa egemonia può e deve essere rovesciata, assumendosi i rischi e l’azzardo che sono necessari. L’operazione che è cominciata il 3 ottobre, in una data carica di valore simbolico, è un contributo in questo senso.

UNA NAVE, afferma C.L.R. James nel suo grande libro su Melville (scritto nel 1952 in una cella a Ellis Island, in attesa della deportazione dagli Usa per «attività anti-americane»), non è in fondo altro che l’insieme variegato dei lavori e delle attività che si svolgono a bordo, che letteralmente la costituiscono. Ecco, la nostra nave non sarebbe nulla senza la passione e l’impegno di centinaia di donne e uomini, che hanno lavorato e lavorano non solo per far navigare la Mare Jonio, ma anche per costruire e moltiplicare nuovi ponti tra il mare e la terra. Una nave, aggiungeva James, «è una miniatura del mondo in cui viviamo». Nel nostro caso, è una miniatura del mondo che ci impegniamo insieme a costruire. E siamo certi che diverremo presto migliaia a condividere questo impegno.

Il Manifesto | 05.10.2018

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Pressekonferenz in Rom, 04.10.2018

Una nave italiana monitorerà il Mediterraneo. Ong e Onlus presentano il progetto di „Mediterranea“, l’imbarcazione appena partita dalle nostre coste

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Italian-flagged migrant rescue boat defies anti immigration minister

Vessel Mare Jonio sets out towards Libya despite Matteo Salvini clampdown on rescued migrants entering Italian ports

The first non-military, Italian-flagged, rescue boat to operate in the Mediterranean since the migration crisis began has left for waters off Libya, in a direct challenge to Italy’s far-right interior minister, Matteo Salvini.

NGO rescue boats have all but disappeared from the main migration routes since Salvini announced soon after taking office this summer that he was closing Italian ports to non-Italian rescue vessels.

The Italian flag on the 38-metre Mare Jonio will make it harder for Salvini to prevent it from docking, though he could still move to prevent people from disembarking. The boat has been bought and equipped by a coalition of leftwing politicians, anti-racist associations, intellectuals and figures in the arts, under the supervision of two NGOs. Its mission has been called Mediterranea. […]

The Guardian | 04.10.2018

https://mediterranearescue.org/

 

 

„Mare Jonio“ – italienisches Rettungsschiff ins zentrale Mittelmeer