DW berichtet am 28.10.2019 über Refugees am Bahnhof von Thessaloniki, überwiegend allein stehende junge Männer aus Afghanistan, Pakistan, dem Irak, Syrien und auch aus Nordafrika. Sie sind auf der Durchreise und versuchen, „das Game“ zu spielen und sich nach Norden auf den Weg zu machen.

Zudem wird über die Verteilung von Geflüchteten aus den Hotspots berichtet.“Inzwischen sind wir wieder bei den Zahlen von 2016 angekommen“.

„Thessaloniki ist eine Transitstadt. Niemand will hier bleiben. Die Grenzen sind nicht weit entfernt“, erklärt Hansen. Auch deswegen sei die Gegend um den Bahnhof ein Sammelpunkt für Geflüchtete auf der Durchreise. Hauptsächlich versorgen sie und ihr Team Blasen und infizierte Mückenstiche. Zu Fuß kämen die Männer aus der Türkei, überquerten illegal die Grenze und seien oft tagelang unterwegs. „Unter den schlechten hygienischen Bedingungen können Blasen und Insektenstiche schnell zu einem ernsten Problem werden“, weiß die gelernte Krankenschwester. […]

Vor ein paar Wochen begann man damit, Geflüchtete aus den völlig überfüllten Hotspots in Samos und Lesbos auf kleinere Lager in Nordgriechenland zu verteilen. Dies sei nichts Neues, sondern geschehe schon seit 2016, erklärt der Anwalt Vasilis Chronopoulos: „Das ist aus humanitären Gründen unbedingt erforderlich. Doch auch die Lager im Inland stoßen an ihre Grenzen.“

„Mit den vielen neuen Geflüchteten, die in diesem Sommer nach Griechenland gekommen sind, sind wir praktisch wieder bei den Zahlen von 2016 angekommen“, so Chronopoulos. Hinzu komme ein anderes Problem: „Die Bedingungen der Camps sind nicht gut. Und es stellt sich die Frage, ob sie für den kommenden Winter geeignet sind.“ Generell sei die Situation unsicher: „Die Geflüchteten fühlen sich in einer Sackgasse. Sie wollen nicht in Griechenland bleiben.“ Zwar biete das System angemessene Leistungen, doch abgesehen davon, seien die Asylsuchenden auf sich selbst gestellt.

Für Rose Hansen stellt sich hingegen die Frage, ob die Leistungen tatsächlich angemessen sind. „Seit Mitsotakis regiert, bekommen die Geflüchteten keine AMKA mehr“, erklärt sie. Mit der griechischen Sozialversicherungsnummer hätten die Menschen zuvor Anspruch auf kostenlose medizinische Versorgung gehabt. Die sei ihnen nun genommen worden und dies sei illegal, erklärt die Hamburgerin. Und noch etwas beobachtet sie bei ihrer Arbeit: „Seit dem Regierungswechsel haben wir vermehrt Menschen versorgt, die misshandelt wurden.“ Viele Geflüchtete berichten von Polizeigewalt, auch von griechischer Seite. […]

Athen wolle die Asylgesetze härter gestalten und mehr kontrollieren, erklärt Vasilis Chronopoulos. Dies aber sei kritisch: „In der Regel verlangsamen sich Vorgänge, wenn man neue Prozesse hinzufügt. Neben Anträgen in zweiter Instanz müssen sich die Agenturen derzeit um 90.000 Anträge kümmern. Es bringt herzlich wenig, sich über die Geschwindigkeit seines Autos Gedanken zu machen, wenn man im Stau steht.“

Auch der Vision vom alles lösenden Türkei-Deal sei ausgeträumt. Eine Vogelscheuche verursache so lange Angst, bis die Vögel sich an sie gewöhnt hätten, so Chronopoulos: „Die Abmachung hat nach dreieinhalb Jahren ihre Wirksamkeit verloren. Die Geflüchteten kennen nun die Schmerzen, die sie verursacht.“ Sie würden trotzdem kommen.

Eine fortlaufende Dokumentation der Bootspassagen über die Ägäis einschließlich der von der Türkischen Küstenwache eingefangenen Boote und mit einer Statistik der Verlegungen auf das Festland findet sich in den wöchentlichen Berichten auf der Seite Aegeanboatreport.

Stau in Griechenland