Herzstück der französischen Herrschaft über den Sahel ist das tschadische Regime des Diktators Idriss Déby, der seit 30 Jahren an der Macht ist. 30 Prozent des tschadischen Staatshaushalts gibt dieser für den Sicherheitssektor aus. Die Armee des Diktators gilt als die Brutalste in den französisch gelenkten internationalen Militäreinsätzen im Sahel.

Doch die Macht des Diktators wackelt immer wieder. 2006 und 2008 hat Frankreich militärisch im Tschad eingegriffen, um die Macht des Diktators gegen Rebellen zu sichern. Im Februar 2009 bombardierte die französische Luftwaffe einen tschadischen Rebellentreck, der aus Libyen nach Sudan zog. Die ethnischen Gruppen der tschadischen Zaghawa, aus der das Regime, seine Kerntruppen wie auch seine wichtigsten Milizen-Gegner stammen, befürchtete einen Bruderkrieg und organisierten die Sabotage: Die Benzintanks der tschadischen Militärfahrzeuge wurden mit Sandeinfüllungen blockiert.

Jetzt befürchten die Machthaber in N’Djamena, dass die sudanesische Revolution auf den Tschad übergreifen könnte. Dann wäre der französische Dominostein im Sahel auf eine ganz andere Art bedroht. Denn die bisherigen Rebellen organisierten sich als Milizen, aber ein Aufstand einer „Arabellion 2019“ liefe ganz anders. Vorsorglich erfährt man im tschadischen Fernsehen überhaupt nichts über die Revolte und Repression im Nachbarland Sudan.Laut „Le Monde“ vom 17.06.2019 befürchtet Déby, dass die sudanesische Armee gegen die Miliztruppen von Mohammed Hamdane Daglo (Pseudonym: „Hemetti“) vorgehen könnte. Die Hemetti-Milizen, die derzeit Khartoum zu beherrschen versuchen, könnten sich dann in ihrer Herkunftsregion Darfour an der tschadischen Grenze neu aufstellen. Die Hemetti-Milizen haben zahlreiche auch verwandtschaftliche Verbindungen in den Tschad.

Auf der tschadischen Seite der Grenze zu Darfour wachsen die tödlichen Auseinandersetzungen zwischen den Maba, die Felderwirtschaft betreiben, und Arabern, die Vieh besitzen. Die autochthonen Ouaddaien könnten sich durch die sudanesischen Aufständischen gestärkt sehen. Die arabischen Gruppen könnten ebenfalls gestärkt werden, und zwar anscheinend durch deren transnationale Verbindungen zum Sudan. Laut „Le Monde“ droht bei Ausweitung des sudanesischen Aufstands eine Erschütterung der Diktatur durch wachsende ethnische Konflikte im Tschad.

Tschad: Der Wind der sudanesischen Revolte