Die Rosa Luxemburg Stiftung hat ihren neuen Atlas der Migration herausgegeben. Er kann hier heruntergeladen oder bei der RLS als Printausgabe bestellt werden.

Aus dem Vorwort der Autor*innen:

Wir wollen das Thema Migration von einer anderen Seite zeigen, um eine politische Veränderung anzustoßen. Durch einen mit vielen Zahlen und Grafiken unterstützten Blick auf Migration wollen wir zu einer Versachlichung der Debatte innerhalb der europäischen linken Parteien und Bewegungen – aber vor allem auch darüber hinaus – beitragen. In der europäischen Linken reicht das Spektrum des Meinungsdiskurses vom Paradigma der offenen Grenzen bis zu Haltungen, die Migration weitgehend ablehnen und oft auf der Annahme einer Konkurrenz der besonders Schwachen in europäischen Gesellschaften beruhen. Das positive Bild einer offenen Gesellschaft mit genug Ressourcen in allen Bereichen des Lebens für alle und das negative Bild von Gesellschaften, in denen von vielen Seiten und untereinander um diese Ressourcen gekämpft werden muss, stehen sich scheinbar unvereinbar gegenüber. Bei den Europawahlen 2019 konnten rechte, rechtspopulistische und rechtsextreme Kräfte von der Angst vieler Menschen vor sozialem Abstieg profitieren und sich vor allem durch nationalistische und migrationskritische Politiken profilieren. Mit den Positionen vieler Parteien, die bei den Europawahlen Zugewinne verzeichnen konnten, werden Migrant*innen in Europa soziale Rechte abgesprochen.

Dieser Atlas will dementsprechend den Blick auf Migration und ihre Akteur*innen verändern. Die Zahlen und Fakten zeigen, dass Migration, gleichwohl sie in allen Teilen der Welt stattfindet, weder ein Bedrohungspotenzial für die Gesellschaften der Zielländer noch für jene der Herkunftsländer birgt. Stattdessen profitieren Gesellschaften weltweit nicht nur von kultureller Vielfalt, sondern auch oft ökonomisch von Migration.

Doch Migrierende sind nicht nur Opfer. Im Gegenteil: Sie nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Dies zeigen die Beiträge zu Kämpfen der Migration – gegen Rassismus und für die Rechte von Einwanderer*innen und Geflüchteten. Gemeinsam mit Nicht-Migrierten sind so in Europa und der Welt ungezählte Bewegungen der Solidarität gegen Abschiebungen, Xenophobie und Rechtspopulismus sowie für das Recht auf soziale und kulturelle Teilhabe, würdige Arbeit, angemessenes Wohnen, Bildung und Gesundheit entstanden.

Migration hat viele Realitäten und Facetten. Dieser Atlas wirbt für einen differenzierten Umgang und eine Anerkennung von Fakten. Im derzeitigen gesellschaftlichen Klima ist Mut erforderlich, sich diesem Thema unaufgeregt und informiert zuzuwenden – und anzuerkennen, dass Einwanderung unsere Gesellschaften im demokratischen Sinne pluralisiert. Denn wir leben in postmigrantischen Gesellschaften, in denen die Bewegungsfreiheit von Menschen und der Schutz von Geflüchteten als Menschenrechte gelten sollten.

Die Herausgeber*innen:

Florian Weis, Johanna Bussemer, Christian Jakob, Wenke Christoph, Stefanie Kron, Dorit Riethmüller, Franziska Albrecht

Atlas der Migration