Die Herausgeberin der bürgerlichen Huffington Post, italienische Ausgabe, übertrifft in ihrem Leitartikel alle linken und NGO-Appelle zur Seenotrettung und zur Freilassung Carolas. Lucia Annunziata fordert die Festnahme des italienischen Innenministers Matteo Salvini und selbstverständlich eine ungehinderte Seenotrettung sowie CarolaFree.
Was führt bürgerliche Medien und Regierungsminister in Berlin, Luxemburg und Paris (bis gestern gab es aus der Macron-Regierung die Hetzworte der „Wassertaxis“), die den Aufbau einer maximal flüchtlingsfeindlichen Frontex-Truppe betreiben bzw. begrüßen, zu ihrer Protesthaltung gegenüber Salvini?
Der erste Grund, den sie alle verschweigen, dürfte der ungeahnte Aufschwung einer radikalen Flüchtlingssolidarität vor allem in Italien und Deutschland sein. Da möchte man sich gerne an die Spitze stellen, um diese zu kanalisieren.
Den zweiten Grund nennt die Huffington Post: Die Bürgerlichen fürchten eine Rechtsunsicherheit und eine „peronistische“ Massenbewegung, die von Italien aus die EU erschüttern könnte. Salvini entzog sich durch parlamentarische Deckung der Justiz. Er sollte wegen der Freiheitsberaubung der Geretteten der „Diciotti“ belangt werden. Die Aufrufe der Parteispitzen von Lega und M5S zum vernichtenden, vergewaltigenden Vorgehen gegen Sea Watch und Carola nehmen militante Züge an. Nicht auszudenken, was passiert, wenn Salvini eine solche aufpeitschende, antirechtsstaatliche Wendung gegen die EU und ihre Wirtschaftsdiktate lostreten würde.
Salvini, der derzeit die Drecksarbeit für Berlin und Paris erledigt und damit die „Europäische Lösung“, das stille Weitersterbenlassen im Mittelmeer, betreibt, kann für die deutsch-französische EU zu einer Gefahr werden.
Sobald Carola frei und aus Italien abgeschoben ist, werden Berlin und Paris nicht die Festnahme, sondern die Einhegung des entstehenden italienischen „Peronismus“ betreiben.
Die spanische Regierung hat übrigens nicht die Freilassung Carolas gefordert. Sie droht der NGO Seenotrettung „Open Arms“ mit einer Geldstrafe in Höhe von 900.000 Euro, sollte sie wieder retten. Dennoch befindet sich Open Arms auf Kurs ins zentrale Mittelmeer, ebenso die deutsche „Alan Kurdi“.