In einem gestern veröffentlichen Artikel der NZZ wird dokumentiert, welche NGOs in den kommenden Tagen und Wochen das Mittelmeer observieren werden und im Falle von Booten in Seenot eingreifen können. Seit Montag, 29. Juli patroulliert die „Alan Kurdi“ der NGO Sea-Eye vor der Küste Libyens, westlich von Tripolis. Zeitgleich ist die spanische „Open Arms“ der gleichnamigen NGO Proactiva Open Arms von Syrakus auf Sizilien in Richtung Libyen aufgebrochen. Die „Ocean Viking“ von Médecins sans Frontières und SOS Mediterranee liegt noch in Marseille, wo sich die Crew mit dem Schiff vertraut macht, um dann so schnell wie möglich vor Ort zu sein.

Die Alan Kurdi hat inzwischen 40 Menschen aus Seenot gerettet.

Seeretter kreuzen vor Libyens Küste auf

Drei private Organisationen schicken Rettungsschiffe in Richtung Libyen, um Migranten in Seenot Hilfe zu leisten. Sie haben auch eine PR-Offensive gestartet.

Seit Montag befindet sich das deutsche Schiff «Alan Kurdi» in der kritischen Zone vor Libyens Küste, wo bei einem Bootsunglück in der vergangenen Woche über hundert Menschen ertranken. Das Schiff werde westlich von Tripolis patrouillieren, teilte ein Sprecher der deutschen Organisation Sea-Eye mit. […]

Das spanische Rettungsschiff «Open Arms» ist ebenfalls von Syrakus aus in Richtung Libyen aufgebrochen. Man werde unbeirrbar weitermachen, heisst es in einem Tweet. Auch hier wird Öffentlichkeitsarbeit grossgeschrieben, an Bord befindet sich eine Equipe des spanischen Staatsfernsehens. […]

In Marseille machen zudem die Médecins sans Frontières das norwegische Schiff «Ocean Viking» einsatzbereit. Auch hier wird an Bord geübt. Humanitäre Einsätze von privaten Organisationen seien notwendig, solange die EU-Staaten ihre Verantwortung für Rettungseinsätze nicht wahrnähmen, erklärt die Organisation. Am Samstag hatten Bomben ein Notspital der Ärzte in Tripolis getroffen. Vier Ärzte und ein Krankenpfleger kamen dabei ums Leben. […]

In den letzten Wochen waren nur selten Rettungsschiffe privater Organisationen vor der libyschen Küste zugegen, nachdem die italienische Regierung mehrere solche aus dem Verkehr gezogen hatte. Italiens Innenminister Matteo Salvini vertritt die Auffassung, dass die Rettungsorganisationen das Geschäft der Schlepper unterstützten und damit die unerwünschte Migration von Nordafrika nach Italien verstärkten.

Dagegen wird nun eingewendet: «Den Pull-Faktor gibt es nicht.» In der Periode vom 1. bis 25. Juli fuhren laut einer Aufstellung von Matteo Villa vom italienischen Think-Tank Ispi 1259 Migranten von Libyen in Richtung Italien los. Im Schnitt habe es an Tagen ohne Präsenz von privaten Rettungsschiffen 86 Abfahrten gegeben und 18 Abfahrten an Tagen, an denen diese präsent gewesen seien. Für den 24., 25. und 26. Juli lautet die Statistik: 523 Personen wurden nach Libyen zurückgebracht, 150 sind ertrunken oder werden vermisst, 143 wurden nach Malta gebracht, 140 nach Italien. In diesen drei Tagen befand sich kein Rettungsschiff vor Libyen.

NZZ│30.07.2019

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Update

„Alan Kurdi“ vor der libyschen Küste, zwei weitere NGO-Schiffe unterwegs