Hinweis von Thomas Müller, Verfasser der Vorbemerkung zur deutschen Ausgabe

Michel Agier et al.
Der „Dschungel von Calais“. Über das Leben in einem Flüchtlingslager“
transcript-Verlag (Bielefeld)

Mehr dazu: transcript-Verlag

Michel Agiers Buch gilt als Standardwerk zum Thema und ist bislang bereits in einer französischen, englischen und italienischen Fassung erschienen. Es ist das Ergebnis einer Kollektivarbeit, die neben anthropologischen auch historische, soziologische, architektonische/urbanistische und politische/aktivistische Perspektiven einbezieht. Neben Calais werden die Entwicklungen in der gesamten nordfranzösischen Küsten- und Grenzregion behandelt, die in Deutschland bisher kaum wahrgenommen und beschrieben worden ist. Beeindruckend finde ich persönlich z.B. auch ein Kapitel über die Entwicklung und Diversität der Solidaritätsbewegung.

Ich selbst habe eine Vorbemerkung geschrieben, in der ich die Bezüge zu Deutschland bzw. den hiesigen Diskursen stärker herausarbeite und die Entwicklung bis Ende 2019 darstelle. (Agiers Analyse beschreibt den Zeitraum bis Mitte 2017.)

Über Rezensionen, Veranstaltungen oder andere Formen, das Thema Calais wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rufen, würde ich mich freuen. Akut ist es nach wie vor: Als ich vor einer Woche in Calais war, lebten dort ca. 900-1000 Exilierte im heutigen Jungle und weiteren Camps, was die höchste Zahl in den Wintermonaten seit 2016 ist. Weiter ca. 500 Leute befinden sich bei Dunkerque. Der Calaiser Jungle wird seit Januar nicht mehr mehrmals wöchentlich partiell, sondern täglich komplett geräumt, um sich danach an gleicher Stelle wieder zu bilden. Ein großer Anteil der Exilierten stammt aus Deutschland und versucht nach dem Scheitern/Aufgeben des Anerkennungsverfahrens nach Großbritannien zu gelangen.

:::::

Thomas Müller, Uwe Schlüper und Sascha Zinflou haben im Mai 2019 die Broschüre Querung des Kanals, Calais, der Brexit und die Bootspassagen nach Großbritannien veröffentlicht, die von bordermonitoring.eu herausgegeben wurde und auch als pdf-Datei verfügbar ist.

Der „Dschungel von Calais“