Nach einer ersten Ansteckung auf Sizilien wurde dort das Rettungsschiff „Ocean Viking“ am Dienstag für zwei Wochen isoliert und mit ihm die 32-köpfige Besatzung. Die mehr als 270 aus Seenot Geretteten durften von Bord gehen und stehen dort unter Quarantäne, teilte die Sprecherin der Hilfsorganisation SOS Méditerranée mit. Warum die Crew nicht auch an Land isoliert wurde, sei ihnen unklar.

taz | 26.02.2020

Die Reaktionen auf die immanente Coronavirus-Pandemie changieren zwischen Panik, Medienrummel und Notstandsübungen. Anderweitig erkrankte oder geschwächten Personen sind durch das Virus hoch gefährdet und bedürfen eines besonderen Schutzes, wie es auch bei der alljährlichen Grippeepidemie der Fall ist. Das Vermeiden vom engem Körperkontakt und Hände waschen sind die wichtigsten Maßnahmen. Viele Infektionen verlaufen unterschwellig. Ein Mundschutz ist in erster Linie geeignet, das Infektionsrisiko zu senken, das von den Virusträgern ausgeht, die von ihrer Infektion wenig oder nichts merken. Die Quarantäne von Kreuzfahrtschiffen ist sicherlich ein Grenzfall des Sinnvollen, weil wahrscheinlich viele der gesunden Passagiere sich während der Quarantänezeit überhaupt erst angesteckt haben.

Ob die Virusinfektion wirklich Anlass gibt, über Ausgangssperren für Berlin oder über eine Schließung der innereuropäischen Grenzen nachzudenken, ist fragwürdig. Noch fragwürdiger ist es, ein Schiff der Seenotrettungs-NGOs vor Sizilien festzusetzen. Infektionen inNordafrika sind bislang nicht bekannt.

SOS Mediterraneé und MSF stellen in ihrer Erklärung die 274 Geretteten in den Vordergrund, die sich an Land in Quarantäre begeben durften.

Update: Die Ocean Viking liegt zurzeit außerhalb des Hafens von Pozzallo vor Anker. Ihr wurde eine 14-tägige Quarantäne angeordnet. Die italienischen Behörden sagen, dies sei eine Vorsichtsmaßnahme als Antwort auf den COVID-19 Ausbruch.

Im Kontext der außergewöhnlichen Maßnahmen für die öffentliche Gesundheit in Italien haben MSF & SOS MEDITERRANEE Verständnis für die Sorgen & halten sich an die Präventionsmaßnahmen. Wir warten auf weitere Klärung der ital. Behörden für ein besseres Verständnis dieser Entscheidung.

Der Covid-19 Ausbruch sollte weder in unbegründete neue öffentliche Besorgnis hinsichtlich der aus Seenot Geretteten resultieren noch als ein Vorwand genutzt werden, die Ocean Viking von ihrer lebensrettenden Arbeit im zentralen Mittelmeer abzuhalten.

SOS Mediterraneé

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On Sunday evening after the rescue, the Italian authorities instructed the ship to stay at anchor outside Pozzallo and remain in quarantine for 14 days.

SOS Mediterranee’s deputy director of operations Louise Guillaumat told the Star that although they understood the country’s “concerns and prevention precautions,” they also noted that “no quarantine of other ships or planes have been reported.

“The Covid-19 outbreak should not result in unwarranted new public anxiety around those who are rescued at sea nor serve as a pretext to prevent the Ocean Viking from resuming its lifesaving work at sea.

Morningstar | 24.02.2020

Nachtrag 27.02.20:

Auch IM Seehofer verknüpft Migration und Infektion auf einer Pressekonferenz, die gemeinsam mit dem Kollegen des Krisenstabs, GM Spahn, durchgeführt wurde.

Seehofer sagte, die Bundesländer würden gebeten, „bei der Zuwanderung, bei den Asylbewerbern primär Untersuchungen und geeignete Tests durchzuführen, um eine mögliche Corona-Infektion frühzeitig zu erkennen“. Pro Monat kämen etwa 10 000 Zuwanderer nach Deutschland und ein „erheblicher Teil“ komme über Länder, die man „als vorbelastet bezeichnen muss“.

Ocean Viking unter Quarantäne