Spiegel-Online berichtet am 12.07.2019 über eine Gruppe von Geflüchtetetn, deren Lager geräumt wurde und die nun auf der Straße sitzen.

[…] „Sie haben einen Iraker und seinen Sohn geschlagen und entführt“, sagt Hadi, und er muss fast schreien um das Dröhnen der Straße zu übertönen. Dann seien sie alle aus der Schule geschmissen worden.
Nun wollen sie hier protestieren, vor dem Haus des IMC, das sie fälschlicherweise für ein Büro des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR halten. „Aber die Mitarbeiter sind alle verschwunden als wir kamen“, sagt er. Ein letzter IMC-Mann sagt im Gehen, dass man leider nicht die Kapazitäten habe, sich um all die Menschen hier zu kümmern. Nun kauern 28 Familien im Schatten der Mauer unter den Akazien. […]

Vor zehn Monaten kam Hadi mit seiner Familie aus dem Sudan, wo er für seine Familie keine Zukunft mehr sah. Er wollte nach Norden, über das Meer, nach Europa, wurde aber im Süden Libyens verschleppt und misshandelt. Mit seinem letzten Geld konnte er sich und seine Familie freikaufen. Dann strandeten sie in Tripolis. Er arbeitete als Tagelöhner, mietete für sich und seine Familie ein Zimmer im Vorort Aswani. Bis im April der Krieg kam, sie fliehen mussten und einen Platz in der vom Roten Halbmond betriebenen Schule bekamen. Sie hatten mehr Glück als andere. […]

„Wir werden hier campieren, und hoffen, dass das UNHCR uns helfen wird“, sagt Hadi während einige Frauen neben den dreckigen Mülltonnen Decken und Tücher spannen, um der Sonne zu entkommen.
Die Leiterin des Camps hatte die Milizen selbst geholt, um die Migranten zu bestrafen, so bestätigt es auch ein Mitarbeiter des Roten Halbmondes. Der Iraker hatte sein Auto falsch geparkt, also verschleppten ihn die Milizen. Außerdem war kürzlich bekanntgeworden, dass die Campchefin die Spenden, die für die Flüchtlinge abgegeben wurden, zum Großteil für sich behielt.

Ein Einzelfall beim Roten Halbmond, so der Leiter der Organisation in Tripolis. Doch die Gewalt der Milizen gegenüber den Migranten hat System. Sie ist Teil des großen Geschäfts, das die bewaffneten Gruppen mit den Migranten machen.

„Seit ich im Land bin habe ich Probleme mit Milizen“, sagt Hadi. „Im Süden und hier in Tripolis. Sie kommen in unsere Wohnungen, nehmen unser Geld, nehmen unsere Handys, vergewaltigen unseren Frauen“, er zeigt auf eine Gruppe müder Frauen, die mit ihren Kindern unter einer Plane im Staub sitzen, „eine von uns ist schwanger deswegen.“

Spiegel-Online | 12.07.2019

Libyen: Geflüchtete auf der Straße in Tripoli