Der britische Fernsehsender Channel 4 hat ein Video mit Bildern aus dem libyschen Haftlager Zintan veröffentlicht, in dem die Situation der dort Internierten nach Informationen des UNHCR besonders dramatisch ist. Es gibt wenig Wasser, das Essen ist knapp und Krankheiten breiten sich aus. Inzwischen haben Migrant*innen, die dort eingesperrt sind, Proteste gegen die unerträglichen Lebensbedingungen organisiert.

Channel 4 | 07.06.2019

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Gefangen mitten im Kriegsgebiet – «Was in Libyen passiert, ist unbeschreiblich»

Mehr als 3000 Migranten werden in und um Tripolis festgehalten. Sie geraten dort zwischen die Fronten verfeindeter Lager, die um die Kontrolle der Hauptstadt kämpfen.

[…] Laut Angaben der Uno und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) halten sich derzeit etwa 700 000 Flüchtlinge und Migranten in Libyen auf. Rund 5300 Personen sitzen in offiziellen Internierungslagern fest. Die Lager sind überfüllt, die hygienischen Bedingungen in vielen Fällen katastrophal. Menschenrechtsorganisationen und die Vereinten Nationen berichten von systematischer Gewalt, Folter und Vergewaltigung. Besonders schlimm soll die Lage in den inoffiziellen Lagern sein, die von Milizen betrieben werden.

Nun geraten Migranten in Libyen zudem ins Kreuzfeuer der bewaffneten Gruppen, die um die Kontrolle von Tripolis kämpfen. Fünf Lager befänden sich in unmittelbarer Nähe des Gebiets, in dem derzeit gekämpft werde, sagt Tarik Argaz vom Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Rund 1400 Personen konnten in den vergangenen Wochen aus dem Gebiet evakuiert werden, auch die Insassen von Kasr bin Gashir. Etwa 300 wurden ausser Landes gebracht, nach Italien und Niger. Die Übrigen wurden in einer Einrichtung des UNHCR und in Lagern in anderen Teilen Libyens untergebracht. Doch die Kapazitäten sind erschöpft. Mehr als 3400 Männer, Frauen und Kinder sitzen weiterhin in Lagern nahe der Kampfzone fest.

Von mehreren Seiten habe MSF auch gehört, dass in Tripolis kämpfende Milizen Migranten gar zwangsrekrutiert hätten. Überprüfen konnte die Hilfsorganisation die Information bisher nicht. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR äusserte kürzlich auch Bedenken, Milizen könnten die Internierungslager als Lagerstätten für Waffen und Militärausrüstung nutzen.

Schon vor Beginn der Kämpfe seien die Lagerinsassen unzureichend mit Nahrung versorgt gewesen, die noch dazu von schlechter Qualität sei, sagt Kenzie. Seit der jüngsten Gewalteskalation habe sich die Situation noch verschlimmert. Die Gefechte hätten immer wieder Stromausfälle verursacht, wodurch auch die Wasserversorgung unterbrochen worden sei. […]

NZZ | 10.06.2019

„Starvation, disease and death at Libya migrant detention centre“ – Video