Das Schlüsselereignis für den algerischen antikolonialistischen Aufstand war der 8. Mai 1945. Nach der Befreiung Europas und Teilen Nordafrikas von der deutschen nationalsozialistischen Herrschaft ging die algerische Bevölkerung auf die Straße, um die erwartete Freiheit auch vom kolonialen Joch zu feiern. In Sétif und anderen Städten eröffneten französische Besatzer das Feuer und erschossen zehntausende Menschen. Am 8. Mai 2019 verjagten Demonstrant*innen lokale und nationale Politiker von den Erinnerungskundgebungen in diesen Städten.
Smugglers and Saints of the Sahara
Saharan Connectivity and the “Swamp of Terror”, das ist die Überschrift des zusammenfassenden Kapitels von Judith Scheeles spannendem Buch Smugglers and Saints. Dieses Buch ist schon 2012 erschienen, aber es ist nicht zu spät, es zu lesen. Es enthält die nach wie vor interessante Beschreibung einer sozialen Gemengelage, die in mancher Hinsicht als eine spezifische „moral economy der Sahara“ beschrieben werden könnte.
Algier: Polizei zerschlägt Demo bei Start
Soeben zerschlägt die Polizei die Demonstration des 1. Mai im Zentrum von Algier. Als die Demonstration starten wollte, blockierte die Polizei die Straßen rundum, schoss Tränengas auf die Demonstrant*innen und schlug mit Knüppeln zu, auch gegen Frauen. Die Demonstration wird vor allem von Basisgewerkschaftler*innen getragen.
Auslieferung nach Algerien trotz dortiger Menschenrechtsverletzungen
Während in Algerien seit dem 22. Februar 2019 Millionen Menschen auf die Straße gehen, auch um gegen die Menschenrechtsverletzungen durch Polizei, Gendarmerie und Geheimdienste zu protestieren, billigte gestern der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) die Auslieferung eines in Frankreich wegen Terrorismus Verurteilten nach Algerien. Die algerische seriöse Tageszeitung titelt: „Europa, die Menschenrechte nach algerischer Art“.
Algerien, Tébessa: 13 Schussverletzte und Fabrik in Flammen
Im Schatten der riesigen politischen Proteste in Algerien breiten sich in vielen Orten soziale Widerstandsaktionen aus. Bei der Stadt Tébessa nahe der Grenze zu Tunesien gingen am letzten Sonntag die Anwohner*innen gegen die Mineralwasserfabrik Youkous auf die Straße. Sie fordern eine funktionierende Wasserversorgung und ebenfalls ein Recht auf das Quellwasser Youkous.
Algerien: „Leaderless Revolution“
What kind of social forces have been leading the movement in Algeria? Are there organisations or ideas of particular prominence?
Algerien, antikolonialistische Geschichtsschreibung: Annie-Rey Goldzeiguer gestorben
Wie die Wochenendausgabe der französischen Zeitung „L’Humanité“ schreibt, ist Annie-Rey Goldzeiguer 94-jährig gestorben. Geboren in Tunis, Studium in Algier, Aktivistin des erst des antifaschistischen, dann des antikolonialistischen Widerstands, hat sie ihre wissenschaftliche Arbeit der Geschichte Algeriens gewidmet.
Algerien: Merkels Verbindungsmann in Regierung vor Verhaftung, Gouverneure verjagt
Jeden Tag verjagen spontane Menschenmengen Regierungsangehörige und regionale Statthalter, wenn sie sich auf der Straße zeigen – hier im Video flieht Abdelkadere Zoukh, Gouverneur von Algier. Die Zentren der Macht versuchen sich dadurch zu retten, dass sie mittlerweile täglich Regierungsmitglieder und andere Spitzenverantwortliche für den juristischen wie politischen Abschuss freigeben. Jetzt heben sie die Immunität eines der mächtigsten und langlebigsten FLN-Kader auf: Djamel Ould Abbes. Er hat zusammen mit Angela Merkel in Leipzig studiert und war der Verbindungsmann für die Interessen der deutschen Regierung, der deutschen Industrie und der deutschen Waffenexporte. Ould Abbes war für die Bekämpfung der Harragas zuständig. – Videos anbei.
Algerien: „Kampfgeist und Enthusiasmus“
Der Historiker Nedjib Sidi Moussa im Gespräch mit Bernd Beier über die Massenproteste in Algerien, den Einfluss der Islamisten und antifeministische Reflexe der Linken.
Algerien: Legitimation der Herrschaft in Auflösung
Die Herrschaft des alten Regimes löst sich auf. Immer mehr Minister werden auf Fahrten von ihrem Regierungssitz in Algier zu Beratungs- und Propagandaeinsätzen im Lande schon an den jeweiligen Flughäfen abgefangen, mit Parolen und Eierwürfen empfangen, so dass sie ihre Reisevorhaben abbrechen müssen. Immer mehr Richter, Bürgermeister und Kommunen erklären, dass sie die Vorbereitungen für die Präsidentschaftswahl am 4. Juli 2019 nicht mittragen werden. Die Festgenommenen des vergangenen Samstag wurden am selben Tag in Polizeireviere in Algier verfrachtet. Die jungen Frauen mussten sich komplett ausziehen. Ihre Haare wurden untersucht.