Marokko: Staatliche Inszenierung einer Menschenrechtspolitik – mit Verboten und Preisen

Derzeit läuft in Marokko ein Lehrstück ab, an dem man die öffentliche Funktionsweise des nordafrikanischen Staats studieren kann. Die Association marocaine des droits humains (AMDH), die größte marokkanische Menschenrechtsorganisation, deren Existenz mit Verboten, polizeilichen Ermittlungen und richterlichem Verfolgungswahn schwer gekennzeichnet ist, wollte die Regierung mit einem „Preis der Zivilgesellschaft“ auszeichnen, mit einer Großinszenierung in Rabat. Selbstverständlich hat die AMDH das Vorhaben als absurd abgesagt und auf die tatsächliche Lage nicht nur der AMDH, sondern aller NGOs in Marokko hingewiesen. Seit Jahren werden sie von der Regierung medienwirksam unter Verdacht des „ausländischen Agententums“ gestellt. Gleichzeitig simuliert der marokkanische Staat vor allem in der internationalen Öffentlichkeit eine zivilgesellschaftlich Offenheit und poliert seine Diskursfassade.

Marokko, Jerada: Jugendlicher in Kohlestollen umgekommen, Protest

Nach Dezember 2017 mit zwei Toten ist erneut ein Kohleschaufler in einem Stollen im ostmarokkanischen Jerada umgekommen. Die marokkanische Regierung hatte Ende der 1990er Jahre die Bergwerke geschlossen und damit 9.000 Bergleute in die Arbeitslosigkeit entlassen. In absoluter Armut graben Viele selbständig weiter. Nach den Dezember-Toten gab es monatelange Proteste. Die Polizei verhaftete 100 Demonstranten, einigen wird in diesen Tagen der Prozess gemacht.

Marokko, Tetouan: Unruhen nach Schüssen auf Boat-people

Nachdem Soldaten eines großen Kriegsschiffs in der Meerenge von Gibraltar auf ein marokkanisches Flüchtlingsboot geschossen und eine 22-Jährige aus Tetouan tödlich trafen, haben gestern Nachmittag und Abend Jugendliche in Tetouan demonstriert und sind zu Riots übergegangen. Unter ihnen waren Linke und Fußballfans, aus Trauer in Schwarz gekleidet.